Die „Wachsausschmelztechnik“

Das Wachsausschmelzverfahren ist ein uraltes Verfahren, das durch die moderne Handwerkskunst zu neuem Leben erweckt wurde. Es ist eine der ältesten und angesehensten Methoden der Metallbildhauerei und wird seit Jahrtausenden zur Schaffung dauerhafter Kunstwerke verwendet.

Dies ist keine Massenproduktion, sondern eine langsame, bewusste Kreation, da jedes Stück vollständig von Hand geformt, geformt, gegossen und fertiggestellt wird, ohne Abkürzungen und ohne Raum für Fehler.

 

„Die unten gezeigten Schritte werden für jedes einzelne Kunstwerk wiederholt.
Jedes Stück erfordert umfangreiche Handarbeit und während des Prozesses gehen zahlreiche Formen und Materialien verloren und müssen neu hergestellt werden, bis nur noch die endgültige Bronze übrig bleibt.“

- Mihail Epure



Schritt 1 - Modellieren des Originalstücks aus Ton

Jede Bronzeskulptur wird zunächst von Hand aus Ton geformt. Mihail formt jedes Originalstück mit größter Sorgfalt für Form, Emotion und Detail. Ton ermöglicht Flexibilität bei der Formgebung, erfordert aber außergewöhnliches Geschick, um feine Texturen und präzise Proportionen einzufangen und zu bewahren.

In dieser Phase formt Mihail nicht nur die Form, sondern poliert und verfeinert auch sorgfältig die Tonoberfläche, um sie für den Guss vorzubereiten. Die Modellierung einiger Stücke der Kollektion dauerte über 500 Stunden – jede Stunde ein Beweis für Hingabe, Geduld und das Streben nach Perfektion.

Schritt 2 - Form in die Gussform übertragen

Sobald die Tonskulptur fertig ist, wird sorgfältig eine flexible Silikonform auf ihre Oberfläche aufgebracht. Diese Form fängt jede Nuance von Mihails Berührung ein, vom Verlauf der Textur bis zum feinsten Fingerabdruck, und bewahrt so die exakte Körpersprache des Originals.

Dieser Schritt markiert einen tiefgreifenden Wendepunkt im Prozess: Um die Form zu erstellen, wird die ursprüngliche Ton-Skulptur geschnitten, verändert und zerstört . Dabei werden Hunderte von Stunden des Formens, Verfeinerns und Polierens dem endgültigen Werk geopfert.

Schritt 3 – Erstellen der Wachsreplik


Geschmolzenes Wachs wird in die Gummiform gegossen oder eingeweicht, um ein hohles Wachsduplikat der Originalskulptur zu schaffen. Der Künstler passt die Wachsdicke an, um das endgültige Gewicht und die Haltbarkeit der Bronze zu beeinflussen. Nach dem Abkühlen wird die Wachsschale aus der Form entfernt, wodurch eine filigrane, aber präzise Replik entsteht.

Die Wachsreplik weist kleine Unebenheiten, Nähte oder Luftblasen auf. Mit erhitzten Werkzeugen, Skalpellen und Pinseln repariert und verfeinert der Künstler die Wachsoberfläche und stellt sicher, dass sie perfekt zur Originalskulptur passt.

Dieser Schritt ist zeitintensiv und entscheidend für die Erzielung feiner Details in der endgültigen Bronze und muss für jedes einzelne Stück manuell wiederholt werden .

Schritt 4 – Angießen und Aufbau des Fließsystems


Mit geschmolzenem Wachs befestigt der Künstler sorgfältig ein Netzwerk aus Wachsstäbe, bekannt als Gusskanäle, an der Oberfläche der Wachsskulptur. Diese Gusskanäle dienen als Kanäle – sie ermöglichen den Zufluss der geschmolzenen Bronze in die Form und ermöglichen gleichzeitig das Entweichen verdrängter Luft. Dies gewährleistet einen sauberen und vollständigen Guss. Oben ist ein zentraler Wachsbecher, auch Gießbecken genannt, angebracht, der als Eintrittspunkt für die Bronze dient.



Das gesamte Gusssystem muss strategisch geplant werden, um nicht nur das Metall effizient zu führen, sondern auch die feinsten Details der Skulptur nicht zu beeinträchtigen. Jede Befestigung erfolgt von Hand. Obwohl sie nur vorübergehend ist und im Laufe der Zeit verloren geht, ist diese Wachsstruktur von entscheidender Bedeutung, da die Skulptur ohne sie niemals in Metall Gestalt annehmen könnte.

Schritt 5 – Erstellen der Gussschale


Die gesamte Wachsskulptur, nun mit dem Gusskanalsystem ausgestattet, wird sorgfältig für die Einbettung vorbereitet. Dabei wird eine Keramikschale um die Skulptur herum gebaut, um die Form zu erstellen. Das Stück wird wiederholt in einen feinen Keramikschlicker getaucht, eine flüssige Mischung, die über jede Oberfläche fließt und das darunterliegende Wachs detailliert einfängt. Nach jedem Eintauchen wird es sanft mit feinem Quarzsand überzogen, der der äußeren Schicht Festigkeit und Struktur verleiht.

Zwischen den einzelnen Schichten muss die Skulptur unter kontrollierten Bedingungen trocknen, damit die Schichten vor dem nächsten Auftrag aushärten können. Dies ist ein langsamer, methodischer Prozess, der oft 8 bis 12 Mal wiederholt wird, um eine dicke, haltbare Hülle zu bilden, die der extremen Hitze der geschmolzenen Bronze standhält.

Schritt 6 – Das Wachs verlieren


Die Keramikschale wird in einen Hochtemperaturofen gelegt und dort langsam erhitzt, bis das gesamte Wachs im Inneren schmilzt und abläuft. Dies ist der entscheidende Moment des Wachsausschmelzverfahrens, die Verwandlung von Wachs in Abwesenheit. Zurück bleibt ein perfekter Hohlraum in der Keramikform, der jedes Detail der ursprünglichen Skulptur widerspiegelt.

Was wegschmilzt, ist nicht nur funktionales Wachs, sondern die handpolierte, fein gearbeitete Replik, die der Künstler stundenlang mit feinen Werkzeugen und großer Sorgfalt verfeinert hat. Jede Kurve, Linie und Textur wurde von Hand geformt, um der ursprünglichen Tonvision mit absoluter Präzision zu entsprechen. In dieser Phase geht die sorgfältige Wachsarbeit unwiederbringlich verloren und wird vollständig geopfert, um den Negativraum zu schaffen, in den schließlich die Bronze fließt.

Schritt 7 – Gießen der Bronze


In dieser Phase beginnt die Wiedergeburt der Skulptur: Bronze wird auf über 1.100 °C (2.000 °F) erhitzt, bis sie zu einer glühenden, geschmolzenen Flüssigkeit wird, die voller Bewegung, Hitze und Potenzial ist. Gleichzeitig wird die Keramikform vorgewärmt, um den Thermoschock zu reduzieren und sicherzustellen, dass das geschmolzene Metall gleichmäßig in jede Vertiefung der Form fließt.

Mit geübter Präzision wird Bronze vorsichtig in den zentralen Trichter der Form gegossen, um durch das Gusssystem zu fließen und den nun leeren Hohlraum zu füllen, der einst vom Wachs ausgefüllt war. Der Vorgang muss zügig, aber dennoch bewusst erfolgen; das Metall darf nicht zu schnell abkühlen oder zu schnell fließen, da sich sonst Unebenheiten und Hohlräume bilden können. Während die Bronze einströmt, wird die Luft durch die Entlüftungskanäle herausgedrückt, und das flüssige Metall nimmt jedes Detail des verschwundenen Wachses auf.

Schritt 8 – Aus der Form ausbrechen

Sobald die Bronze abgekühlt und erstarrt ist, beginnt eine ihrer dramatischsten Phasen: das Zerbrechen der Form. Die gehärtete Keramikhülle, die nun fest um das Metall gepresst ist, wird vorsichtig mit Hämmern, Meißeln und Vibrationswerkzeugen zertrümmert. Dabei geht die gesamte ab Schritt 3 investierte Arbeit verloren.

Dies ist ein heikler Prozess. Obwohl die Bronze massiv ist, können die feineren Details der Skulptur bei unsachgemäßer Handhabung beschädigt werden. Wenn die Schale zerbröckelt, kommt die rohe Bronzeform zum ersten Mal zum Vorschein.

Was einst nur in Ton, dann in Wachs und schließlich in der Abwesenheit existierte, ist in beständigem Metall wiederauferstanden. Die Oberfläche mag rau sein, bedeckt mit Spuren von Keramikstaub und Gussresten, doch die Essenz ist da: Die Skulptur hat die Schwelle von der Vision zur Realität überschritten und ist bereit für die letzten Schritte der Verfeinerung.

Schritt 9 - Metallziselieren – Restaurieren & Perfektionieren


In dieser Phase beginnt der Künstler mit dem sorgfältigen Prozess des Metallziselierens: In dieser Phase wird der Rohguss in seine endgültige, perfekte Form gebracht. Zunächst werden die Gusskanäle, die Reste der beim Gießen verwendeten Bronzekanäle, entfernt. Diese werden sorgfältig entfernt, wodurch kleine Narben entstehen, die nahtlos in die Oberfläche übergehen müssen.

Mithilfe einer Reihe von Werkzeugen – Schleifmaschinen, Feilen, Meißeln, rotierenden Instrumenten und sogar Schweißgeräten – arbeitet der Künstler langsam und präzise, ​​glättet raue Bereiche, stellt klare Linien wieder her und formt alle feinen Details neu, die beim Gießen möglicherweise weicher geworden oder verschoben sind.

Dieser Schritt dauert oft viele Tage oder sogar Wochen, insbesondere bei komplexen Stücken, und ist für die Wahrung der künstlerischen Integrität der Originalskulptur von entscheidender Bedeutung.

Schritt 10 – Patina auftragen


In diesem letzten Schritt erhält Bronze mehr als nur Form: Sie wird zu Emotion, Atmosphäre und Präsenz. Der Künstler trägt eine Patina auf, eine Oberflächenveredelung, die durch den sorgfältigen Einsatz von Chemikalien, Hitze und Flammen entsteht. Mit traditionellen und modernen Techniken wird die Bronze mit Säuren, Oxiden und Pigmenten behandelt, die jeweils unterschiedlich mit dem Metall reagieren und so eine Reihe satter Farbtöne erzeugen, von tiefen erdigen Braun- und Grüntönen bis hin zu leuchtenden Blau-, Rot- und Goldtönen.

Dies ist keine einfache Beschichtung, sondern ein alchemistischer Prozess, bei dem Timing, Temperatur und die Intuition des Künstlers in einem Moment kreativer Präzision zusammenkommen. Schon wenige Sekunden zu lange unter der Flamme oder ein anderer Anwendungswinkel können das Endergebnis komplett verändern.

Die Patina ist mehr als nur ein Finish. Sie ist die Signatur des Künstlers, ein endgültiger Ausdruck seiner Vision, Stimmung und Identität. Sie verleiht der Bronze ihre Seele und macht sie nicht nur zu einer Skulptur, sondern zu einem Kunstwerk, das mit Licht, Schatten und Zeit atmet. Keine zwei Patinas sind gleich, was jedes Stück zu einem echten Unikat macht.